Heute war ein ziemlich anstrengender Tag. Zunächst
verspätete sich unsere Abfahrt um 30 Minuten auf 10°°, da wir den logistischen
Aufwand der Abreise unterschätzten. Da Pascal und Adrian gestern abgereist waren
und Sophia und Samya im Auto fuhren, radelten wir nur zu acht.
Zwar belief sich die erste Etappe auf nur knapp 20km, aber
diese waren sehr anstrengend und schwierig zu bewältigen.
Über einen großen Anstieg, einen der steilsten des Tages,
ließen wir Schiltach schiebend hinter uns.
Nach diesem wurden die Anstiege etwas leichter, aber die
Truppe trieb weit auseinander.
Da jeder sein eigenes Tempo fuhr, mussten die schnelleren am
Ende des Aufstiegs warten. Insgesamt machten wir bestimmt 4-5 Pausen nach Anstiegen,
da die hinteren sich ja vor der Weiterfahrt erholen mussten, zogen sich diese.
Das Schlimmste war, das man nie wusste, ob man den Gipfel
schon erklommen hatte, oder am Ende der Steile, schon der nächste Hügel begann.
Doch tatsächlich schafften wir gegen 12.40°° den höchsten
Punkt zu erradeln.
Für mich endete die Fahrradtour genau hier, da mein Rad
Probleme mit der Achse hatte.
Zuvor hatten wir uns gut erholt und die anderen radelten
weiter gen Heckler und Koch. Ich schob mein Fahrrad mit einer riesen
Pace-Flagge und einen roten Hippie-Kopfband etwa 2 km an einer Landstraße mit
toller Schwarzwald-Kulisse entlang. Das war wirklich interessant, ich hörte
Musik und dachte darüber nach, wie sehr einen diese Radtour nach nur zwei Tagen
komplett aus dem Alltag herauszieht. Man bekommt jeden Tag so viele Eindrücke,
dass es schwierig ist, das alles zu verarbeiten.
Aber es ist eine tolle Erfahrung und ich freue mich über die
vielen schönen Momente mit den lieben Menschen vor wunderbaren Kulissen.
Jedenfalls traf ich Thomas, der wie verabredet mein kaputtes
Fahrrad auflud und mich zu Heckler und Koch brachte. Denn hier trafen auch bald
die restlichen Radler, eine internationale Theatergruppe und Menschen aus
regionalen Friedensgruppen ein. Gemeinsam demonstrierten wir mit Gesang,
Transparenten, Kunst und Reden gegen die Kleinwaffen-Produktion- und Transporte
von Heckler & Koch. Es war insgesamt eine gelungene Aktion, da sich hier
viele unterschiedliche Initiativen trafen, um für einen gemeinsamen Zweck einzustehen.
Zum Beispiel ließen wir Lufballons mit Botschaften steigen, die unsere Wünsche
für Heckler und Koch und die Welt zeigten.
Ich denke, die Bilder zeigen eindrucksvoll, wie unser
Protest-Apell von statten ging.
Anschließend wurden wir noch von einem engagierten Herren,
namens Ullrich Pfaff und seiner Frau Renate, zu einem Vesper eingeladen, sodass
die Gruppen in ihrem Haus in Alt-Oberndorf zum Gespräch zusammen kamen.
Das war nochmal ein sehr interessanter Eindruck, das Haus
der Familie Pfaff ist wunderschön. Das Ehepaar hat viele Jahre in Afrika gelebt
und das Haus ist mit vielen Kunst- und Kulturgegenständen eingerichtet. Das
Essen war sehr gut und üppig, genau wie man sich eine Vesper vorstellt. Die
Gespräche waren für mich, der sich kaum mit der Thematik Kleinwaffen auskennt,
sehr hilfreich.
Wir saßen noch im Kreis und Ullrich erzählte uns von dem
Mahnmal gegen Krieg und Faschismus,
welches im Vordergarten steht.
Sein Vater war im Versöhnngsbund und errichtete das Denkmal
nach dem zweiten Weltkrieg, als Mahnmal für die Zwangsarbeiter der Oberndorfer
Arbeitslager.
Wegen der schwierigen Vergangenheit und Gegenwart Oberndorfs
mit der Waffen-Produktion, wird dieses Denkmal, was auch die Waffenproduktion
anprangert, nicht wie in jeder anderen Gemeinde und Stadt als Kriegsmahnmal
akzeptiert. Das Denkmal leidet unter Vandalismus und das Ehepaar wird oft
angefeindet. Für uns ist dieses Verhalten vollkommen fremd, da wir dies aus
unserer Heimat nicht kennen.
Wir verabschiedeten uns vom Hause Pfaff und machten uns nach
diesem langen,
vollen,
anstrengenden, aber in erster Linie sehr lohnenden Tag auf dem Weg Richtung
Epfendorf-Trichtingen, ins Gemeindehaus. Dieses wird uns für heute als
wunderbare, große und gemütliche Unterkunft mit Dusche dienen.
Ich bin wie die zwei Tage zuvor sehr erschöpft, aber
glücklich.
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